Meine Berufung als Bauer sowie Natur- und Landschaftsführer im italienischen Aupatal
Eigentlich könnte ich gar nicht anders als als Bauer leben. Dieser Umstand wurde mir zwar nicht ganz in die Wiege gelegt, aber das Schicksal hat mich sehr bald in diese für mich aus tiefster Überzeugung passende Richtung gelenkt.

Bergbauernschicksal
Geboren in Baden-Württemberg übersiedelte ich sehr bald mit meinen Eltern, die beide aus nicht bäuerlichen Familien stammten und als Hobby-Landwirte begonnen hatten, auf einen Bergbauernhof in Kärnten (Gemeinde Steuerberg). Erst am Ende meiner glücklichen Kindheits- und Jugendjahre kam ich auf den Geschmack und begann mich als „Jungbauer“ zu spielen. Ich wollte es aber auch theoretisch ganz genau wissen. Daher war das Studium der Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien eindeutig das Richtige. Noch kaum ganz fertig, da begegnete mir - im Zuge eines grenzüberschreitenden Regional-Entwicklungsprojekts – die Friulanerin Marina Tolazzi. Es war Liebe auf den ersten Blick, nicht nur für Marina sondern auch für „ihr“ Val Aupa, ein gottverlassenes und verwildertes Seitental des Canal del Ferro (unterer Teil des Fella-Tals), nur wenige Kilometer Luftlinie südlich von Hermagor. Als ältestes Kind der Familie mit Pionierrollen vertraut, fasste ich gemeinsam mit Marina den Entschluss, im kleinen Weiler Drentus, oberhalb des Bergdorfs Dordolla (dem Heimatort meiner Schwiegereltern) ein altes Bauernhaus zu kaufen. Nach jahrelangen aufwendigen Renovierungsarbeiten wurde es zum heimeligen Lebensmittelpunkt für uns und unsere drei Söhne Cosme, Josef und Egon aber auch zum Ausgangspunkt für unsere Anstrengungen zur Rekultivierung und Wiederbelebung des engen Tals mit seinen steilen, von Schluchten zerfurchten Hängen – aus landwirtschaftlicher Sicht alles andere als gesegnet, dafür landschaftlich umso spektakulärer, geprägt durch die bizarren Felsformationen der alles dominierenden Creta Grauzaria (unser Hausberg). Nicht zuletzt dient das Haus als Basislager für naturverbundene Gäste, die uns und unsere wild-romantische Bergwelt kennenlernen möchten.
Back to the Future
Als Bergbauern arbeiten wir ganz nach der Philosophie der ökologischen Landwirtschaft und in Anpassung an die schwierigen natürlichen Bedingungen und Besitzverhältnisse (extreme Besitz-Zerstückelung als Folge jahrhundertelanger Erbteilung). Viel Handarbeit und lange Fußwege prägen unseren Alltag in dieser kleinen, steilen und steinreichen Berg-Welt, die keine großen landwirtschaftlichen Maschinen zulässt aber dafür meinem Bedürfnis nach körperlicher Betätigung entgegenkommt. Dabei ist die nachhaltige Nutzung lokal vorhandener, natürlicher Ressourcen für mich das oberste Credo. Mit unserer Arbeit wollen wir aber auch die Reste einer mühevoll geschaffenen Kulturlandschaft und das lokale bäuerliche Erbe erhalten. Nicht zuletzt handelt es sich um den Versuch, einen ökologisch und ethisch vertretbaren Lebensstil zu realisieren. Neben der Aufzucht der seltenen, hier autochthonen Rasse der Krainer Steinschafe betreibe ich auf den wenigen winzigen ebenen Flecken Ackerbau und kultiviere für die Region einst typische Nahrungspflanzen wie Kartoffeln, Bohnen und Mais (großteils alte lokale Sorten). Der Bergwald versorgt uns mit reichlich Brennholz und etwas Bauholz für den Eigenbedarf. Unsere Erträge sind zwar bescheiden, aber qualitativ hochwertig. Sie dienen vor allem der Versorgung meiner Familie und unserer Gäste. Kleine Überschüsse werden lokal direkt vermarktet.
Sanfter Tourismus
Auch wenn wir die hart erarbeitete Bergbauern-Idylle gerne mal allein als Familie genießen (was selten vorkommt), so liegt es uns doch am Herzen, sanften Touristen diese außergewöhnliche Lebensweise hautnah und authentisch zu vermitteln, sie an den Früchten unserer bäuerlichen Arbeit, dazu gehört auch die Landschaft, mitnaschen zu lassen und ihnen die verborgenen Schätze unserer Region zugänglich zu machen.
Brille für das reich bebilderte Buch der Landschaften
Am besten lässt sich eine unbekannte Landschaft auf den eigenen Füßen wandernd entdecken. Dabei kann das geschulte Auge (in meinem Fall durch das angewandt naturwissenschaftliche Studium, eine Ausbildung zum Natur- und Landschaftsführer, kulturhistorisches Interesse und natürlich meine bäuerliche Erfahrung) anhand des Wahrgenommenen unendlich viel über die natürliche aber auch soziokulturelle Qualität eines ländlichen Raums erfahren. Als Begleiter von neugierigen und wissbegierigen Menschen, die das Gehen als natürlichste Fortbewegungsform des homo sapiens schätzen, sehe ich meine Rolle gewissermaßen als Brille, die das Lesen im reich bebilderten Buch der Landschaften von Val Aupa und seinen Nachbartälern im Oberen Friaul erleichtert sowie als Dolmetscher zwischen Natur und Mensch, wobei ich den Menschen als Teil dieser Natur betrachte.
Reisen mit Kaspar Nickles im Programm von TLS Reisekultur
Samstag, 29. Mai 2021
Sonntag, 27. Juni 2021
TV-Beitrag (abrufbar bis mindestens 5. Februar) Servus-TV Beitrag „Heimatleuchten: Hier lässt sich's leben – Zuhause in Abgeschiedenheit“
Urlaub am Bauernhof:
Kaspar Nickles + Marina Tolazzi
Frz. Drentus 4
33015 Moggio Udinese
+39 334 395 3313
kaspar@tiereviere.net
Comments